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Beitrag vom 04.03.2004
Das Ansehen der Werbung
Anne Winkel
Die Bürgerbeschwerden zu kommerzieller Werbung nahmen laut Jahrbuch des deutschen Werberates 2003 ab. Als fragwürdig gilt aber der neue Trend zu „rücksichtslosen“ institutionellen Kampagnen.
Im Jahr 2003 gingen beim Deutschen Werberat, dem Selbstkontrollgremium der Wirtschaft, 606 Proteste zu 255 Kampagnen ein. Ein Jahr zuvor waren es noch 1.985 Eingaben zu 270 Werbesujets.
Von diesen 255 betroffenen Kampagnen kritisierte das Gremium 52 Kampagnen. „41 davon zogen die betroffenen Firmen zurück, vier änderten sie ab. In sieben Fällen rügte der Rat die Unternehmen, weil sie zunächst die kritisierte Werbemaßnahme weiterschalteten.“ Beanstandet wurden insbesondere Kampagnen der Bekleidungsindustrie und Werbemaßnahmen für alkoholische Getränke.
„Dauerthema bleibt der Vorwurf der Diskriminierung von Frauen durch Werbemaßnahmen“ 43% der beim Werberat eingegangenen Beschwerden fielen auf den Kritikpunkt der Frauendiskriminierung. Alle anderen Kritikpunkte erreichten nicht einmal 10%.
„Aufsehen erreiche eben noch kein Ansehen“ . Mit diesem werbefachlichen Grundsatz erklärt der Werberatsvorsitzende Jürgen Schrader den Rückgang der Beanstandungen. Dennoch warnt Schrader vor der „immer rücksichtsloseren Werbung“ von institutionellen Gruppen. Der Werberat sei ausschließlich für kommerzielle Kommunikation zuständig und hat somit keine Handlungsgewalt gegenüber Gesellschaften.
Eine Werbung der Bundesregierung für das Bio-Siegel bezeichnet Schrader als „beinahe noch harmlos“. Postkarten zeigen verlockende Erdbeeren mit dem Slogan "Vernasch mich". Auf dem Obst ist eine Kinderpuppe zu sehen.
Besonders bedenklich sind die Werbemaßnahmen der Tierschutzorganisation PETA. „Geplant hat der Verband auch in Deutschland eine bereits in den USA geschaltete Kampagne unter dem Titel "Holocaust auf deinem Teller". Plakate zeigen Bilder aus Konzentrationslagern neben Bildern toter und gequälter Tiere. Beigefügt sind Sätze wie: "Unsere Enkel werden uns eines Tages fragen: Was habt Ihr gegen den Holocaust der Tiere getan? Wir können uns nicht zum zweiten Mal damit entschuldigen, wir hätten nichts gewusst." Oder: "Sechs Millionen Juden sind in Konzentrationslagern gestorben, aber dieses Jahr werden sechs Milliarden Grillhähnchen in Schlachthäusern sterben."
Jahrbuch Deutscher Werberat 2004
Erschienen im Verlag edition ZAW, Berlin
76 Seiten,
Kontakt: zaw@zaw.de, Postadresse: 10873 Berlin
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